Eine Heimniederlage gegen den Tabellenführer ist grundsätzlich keine Sensation, aber die Art und Weise, wie die ProB-Basketballer der Iserlohn Kangaroos gegen Bernau verloren, brachte Trainer Dennis Shirvan auf die Palme. Mit ihm sprachen wir über das Spiel, seine Reaktion und die Konsequenzen für die kommende Aufgabe in Herford.
Man hat Sie selten so angefressen erlebt wie nach der Niederlage gegen Bernau. Was hat Sie an der Pleite gegen den Tabellenführer so gestört?
Ich habe mir das Spiel noch zweimal im Video angeschaut und kann einige Dinge nicht nachvollziehen. Es ist ja nicht so, dass wir katastrophal gespielt haben, aber wenn zehnmal der Ball ohne großen Druck des Gegners im Aus oder auf dem Fuß landet, dann geht das nicht. Es fehlt an Konzentration und Körperspannung, und ich erwarte, dass sich die Spieler besser auf ihre Aufgabe vorbereiten.
Vor der Saison haben Sie Ihre Spieler für den Trainingsfleiß gelobt, ihnen großes Potenzial bescheinigt und die Teamchemie hervorgehoben. Haben Sie die Mannschaft überschätzt?
Sicher nicht. Die Harmonie ist sogar noch besser als im letzten Jahr, aber vielleicht fehlt die Reibung. Wir haben viele junge Spieler, die lernen müssen. Die haben Probleme damit, ganz schnell Entscheidungen treffen zu müssen.
„Derzeit wird die Verantwortung gerne weitergereicht“
Wie erklären Sie es, dass sich die angesprochenen Fehler regelmäßig wiederholen?
Das ist schon rätselhaft, zumal sie ja nicht passieren, weil der Druck des Gegners so enorm ist. Es geht um Konzentration und den totalen Fokus auf die Aufgabe. Aber wenn es nicht läuft, geht eben alles schief. Man muss nur auf unsere Dreierquote vom Samstag schauen.
Fehlen Ihrer Mannschaft die Führungsfiguren?
Einer wie Joshua Dahmen pusht die Jungs schon permanent, aber derzeit wird die Verantwortung gern weitergereicht. Vielleicht muss ich von außen mehr eingreifen.
Welchen Plan haben Sie?
Wir werden an unserer defensiven Strategie arbeiten. Mir ist die Verteidigung zu langsam und zu statisch, wir sind zu zögerlich, wenn es darum geht, dem Nebenmann zu helfen. Zudem müssen wir mehr Ruhe in unsere Offensive bekommen.
Defensive Strategie überarbeiten und mehr Ruhe in der Offensive
Wie sehr sind Ihnen wegen der angespannten personellen Situation die Hände gebunden? Formschwache Spieler müsste man ja eigentlich länger auf der Bank lassen.
Da haben wir im Moment ein Problem, und es ist nicht davon auszugehen, dass es am Samstag in Herford besser aussieht. Wir haben die drei Langzeitverletzten Uzoma, Groh und Ruben Dahmen und dazu einige angeschlagene Jungs. Da kann ich nicht so reagieren, wie ich es gerne möchte. Also versuche ich, den Jungs zu helfen, die auf dem Feld stehen.
Wie wird das aussehen?
Ich werde klar definieren, wer welche Rolle hat. Und jeder Spieler muss sich darauf konzentrieren, genau diese zu erfüllen. Mit zehn Spielern, die mental auf einem Level sind, komme ich nicht weiter.
Nach dem Herford-Spiel kommt ein spielfreies Wochenende. Wie groß ist die Aussicht, dass es danach besser läuft?
Da bin ich sehr optimistisch. Matthias Groh wird dann wieder dabei sein, und die kleineren Blessuren sollten auskuriert sein. Im Dezember rechne ich dann wieder mit Ben Uzoma.
Im Ausblick auf die Saison war aus den Reihen der Mannschaft zu hören, dass man schwer auszurechnen und deshalb schwer zu schlagen sei. Muss man diese Einschätzung nach den Eindrücken aus den ersten vier Spielen revidieren?
Wir haben jetzt ohne Frage ein Tief, so wie wir es im letzten Jahr nach dem ersten Saisondrittel erlebt haben. Aber ich vertraue den Jungs und bin sicher, dass sie aus dieser schweren Phase herauskommen. Wenn wir den Turnaround schaffen, können wir gestärkt aus dieser Phase hervorgehen und eine Erfolgsserie starten.