Tanner Graham ist bei den Iserlohn Kangaroos zum Top-Schützen gereift.
Große Hoffnungen auf die Play-offs
Iserlohn. Er gehört zu den fünf besten Werfern in der Nordstaffel der 2. Basketball-Bundesliga ProB und war zuletzt mehr als einmal der Top-Schütze der Iserlohn Kangaroos. Nicht nur wegen seiner Dreierquote von 42 Prozent bereitet Tanner Nicholas Graham so manchem Gegner unlösbare Probleme.
Für den 24-Jährigen, der in Kingston in der Provinz Ontario in Kanada geboren ist, stellt Iserlohn erst die zweite Station seiner noch jungen Profikarriere dar. Im Sommer 2019 kam er nach seiner Zeit auf der Queens University nach Deutschland. In der ProA bei den Tübingen Tigers lief es für den exakt zwei Meter großen Flügelspieler aber noch nicht nach Wunsch. 23 Spiele bestritt er für den ehemaligen Erstligisten. Im Schnitt gelangen ihm 4,1 Punkte. Besser lief es beim letztjährigen Gastspiel bei Phoenix Hagen, wo er 16 Zähler zum 73:70-Erfolg der Tübinger beitrug.
Der kanadische Winter ist nicht sein Ding
Als die Saison im März 2020 endete, kehrte er nach Kanada zurück. „Ich bin nicht so der Winter-Fan. Ich liebe vielmehr den kanadischen Sommer, wenn man in den Seen schwimmen kann“, erzählt der junge Mann, der mit seinem langen Vollbart auch gut ins Klischee des nordamerikanischen Holzfällers passt. Und so überrascht es schon ein wenig, dass er den jüngsten Wetterbedingungen in Mitteleuropa, die eher denen in seiner überwiegend winterlichen Heimat entsprechen, nicht so viel abgewinnen kann.
Auf Rat seines Agenten, dem er sehr vertraut, nahm er im letzten Sommer ein Angebot der Iserlohn Kangaroos an. Ende August ging es zurück nach Europa, wo ihn in der Waldstadt ein nahezu komplett neu formiertes Team erwartete. Dass es anfangs nicht so gut für die Kangaroos lief, konnte ihn nicht überraschen. „Wenn von einer Mannschaft nur vier Spieler bleiben, dauert es eine Weile, bis es passt“, sagt er und sieht sein Team inzwischen ganz gut auf Play-off-Kurs.
„Wenn wir zwei der letzten vier Spiele gewinnen, haben wir gute Chancen. Gewinnen wir drei, sind wir sicher dabei“, ist er überzeugt. Dass sein Team aktuell häufiger auswärts als daheim gewinnt, liegt für ihn an den fehlenden Fans. „Nur die mehr oder weniger lange Busfahrt erinnert ja noch an ein Auswärtsspiel“, so Tanner Graham.
337 Punkte hat er in 18 Partien für die Iserlohner erzielt, das sind durchschnittlich 18,7 Zähler pro Partie. Dazu greift er im Schnitt noch acht Rebounds pro Spiel ab. Er sieht sich aber nicht als reiner Shooter, wenngleich er häufig dazu avanciert, wenn es von der Dreierlinie läuft. So war es auch zuletzt gegen Bernau, als ihm in nur 25 Minuten Einsatzzeit 31 Punkte gelangen. Als Kopf des Teams sieht er sich dennoch nicht, die Rolle hat für ihn eindeutig Toni Prostran inne. „Er hat viel mehr Erfahrung. Es macht Spaß, mit ihm zusammen zu spielen. Man bekommt den Ball stets im richtigen Moment“, lobt er den Teamkollegen.
Überhaupt fühlt sich Tanner Graham in der Mannschaft wohl. Auch ein Besuch seiner kanadischen Freundin Asia im letzten Oktober in Iserlohn hat zum Wohlbefinden beigetragen. Sobald es möglich ist, will sie wieder hierher kommen. Vielleicht spielen die Kangaroos ja dann die Play-offs, wo der Kanadier, der in seiner Heimat ein Kinesiologie-Studium absolviert hat, mit den Kangaroos alles für möglich hält.
Großes Vertrauen in den eigenen Agenten
Sein Vertrag in Iserlohn endet im Sommer. Wie es weitergeht, hat er sich noch nicht überlegt. „Natürlich ist mein Ziel die ProA, aber ich vertraue auf den Rat meines Agenten“, betont Tanner Graham noch einmal. Fakt ist, dass es ihm in Iserlohn gefällt. „Die Stadt ist ähnlich groß wie Kingston. Das ist eine gute Größe“, sagt er. Da er als Kind neben Soccer, Football, Baseball und natürlich Basketball auch Eishockey gespielt hat, liegt die Frage nach den Iserlohn Roosters nahe. „Ich habe schon geschaut, welche Kanadier da spielen, aber ich kenne keinen davon“, gibt er an.
Spiele der Kufenflitzer vom Seilersee hat er bislang noch keine gesehen, häufig trainiert er zu diesen Zeiten selbst. Coronabedingt ist er ohnehin die meiste Zeit in seiner Wohnung, die er sich mit seinem Mitspieler Emanuel Francisco teilt. Den kennt er bereits aus seiner Tübinger Zeit. Beide konzentrieren sich voll auf Basketball und wollen im Endspurt der Hauptrunde die Play-off-Teilnahme sichern. Danach ist in jeder Hinsicht alles offen.
Quelle: IKZ
Von Markus Wassmuth// 17.2.2021
Foto: Max Winkler