Seit knapp drei Wochen wohnen Kangaroos-Jugendkoordinator Milos Stankovic und seine Frau Jelena gemeinsam in Iserlohn. Und sie fühlen sich wohl. Auch, weil die familiäre Atmosphäre innerhalb des Vereins es ihnen erleichtert, sich in der neuen Heimat zu akklimatisieren und zurechtzufinden. Doch, was ist der 29-Jährige für ein Typ? Ein Porträt.
In seiner Heimatstadt Sabac hat alles angefangen. Die serbische Kleinstadt, die etwa 80 Kilometer östlich von Belgrad liegt, beheimatete mit dem OKK einen Erstliga-Klub. Und der zog die jungen Stankovic-Brüder von klein auf magisch an. Sie besuchten die Spiele, verfolgten sie mit großen Augen – und die Spieler waren ihre Vorbilder.
„Wir haben zu ihnen aufgeschaut. Und irgendwann wollten wir das können, was sie können“, erzählt Milos.
Der Sport faszinierte sie, weckte ihren Ehrgeiz.
1997, mit acht Jahren, trat Milos der Jugendabteilung von OKK Sabac bei, durchlief die jugoslawische Basketballschule – und wurde schnell besser. 2005 wechselte er zu Superfund Belgrad, um nur ein Jahr später den Sprung ins Ausland zu wagen. Als 17-Jähriger wurde er von den EWE Baskets Oldenburg verpflichtet, wo er eine Saison in der NBBL spielte. Anschließend ging’s für ihn weiter zum Oldenburger Kooperationspartner TSG Westerstede. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, dass der Verein des kleinen Städtchens im Nordwesten Niedersachsens sein Heimatverein außerhalb seiner Heimat werden wird.
Zwei Jahre spielte er für die Eagles, ehe es ihn zurück in seine Heimat zog. Erst spielte er in Bosnien-Herzegowina für Sutjeska Foca, wechselte im Verlauf der Saison aber zurück zu seinem Heimatklub OKK Sabac. Jetzt war er einer von denen, die er als kleiner Junge angehimmelt hatte. Er hatte viel Zeit, viel Arbeit investiert – und sein Ziel erreicht. Dem Lockruf aus Westerstede konnte er dennoch nicht widerstehen. Auch wenn mit dem erneuten Wechsel nach Deutschland auch Entbehrungen einhergingen.
„Ich bin ein Familienmensch“, sagt der 29-Jährige heute.
Und seine Familie musste er zurücklassen, um seine Arbeit bei den Eagles aufnehmen zu können.
Seit zehn Jahren ist er mit seiner Frau Jelena zusammen. Vor rund einem Jahr haben die beiden standesamtlich in Serbien geheiratet. Und seit zehn Monaten sind sie wieder vereint. „Aus beruflichen Gründen mussten wir lange, lange eine Fernbeziehung führen“, erzählt Milos. Er und Jelena nutzten jede Gelegenheit, um sich zu sehen. Was aufgrund der rund 1600 Kilometer, die zwischen ihnen lagen, nicht immer einfach war.
Es war eine harte Probe für die junge Liebe. Eine Probe, die das sympathische Paar jedoch erfolgreich gemeistert hat. „Diese Zeit hat uns noch enger zusammengeschweißt“, sagt der Jugendkoordinator der Kangaroos, der seine Frau am 15. Juli noch einmal kirchlich geheiratet hat. Große Party inklusive.
In Westerstede war Milos anfangs Spielertrainer des Regionalliga-Teams, dann Coach und Jugendtrainer. Manchmal aber auch alles auf einmal. Ihm war schnell klar, dass er nicht alles haben können würde – eine erfüllte Karriere als Profi und als Trainer. Also entschloss er sich, seinen Schwerpunkt an die Seitenlinie zu verlagern. Talente zu fördern, Spieler zu entwickeln – das bereitete und bereitet ihm Freude.
„Ich muss nicht selber auf dem Feld stehen, um meine Liebe zu diesem schönen Spiel auszuleben“, sagt Milos.
In der Halle, so sagt er selbst, ist er perfektionistisch veranlagt, mag die Arbeit an Details. Und ist durchaus auch ein bisschen pingelig. „Vielleicht auch etwas mehr“, so der 29-Jährige lachend. Abseits des Feldes mag er es gerne ruhig und unaufgeregt. „Ich umgebe mich gern mit positiven Menschen“, erzählt er. Denn eine positive Grundeinstellung ist ihm persönlich extrem wichtig: „Ich bin ein Optimist und versuche auch in schwierigen Momenten immer das Gute zu sehen.“
In Iserlohn haben er und Jelena sich mittlerweile einigermaßen eingelebt. Die Stadt gefällt ihnen, gibt ihnen ein gutes Gefühl. Ein Gefühl von Heimat. Und es sei hilfreich, dass die Waldstadt nicht so groß sei. „Hier haben wir alles, was wir brauchen“, sagt Milos. Sport, Familie – und eine herausfordernde Tätigkeit bei den Kangaroos. Als Jugendkoordinator und -Trainer.
Und allzu weit entfernt ist auch sein großer Bruder Marko nicht. Der 33-Jährige, mit dem er die Liebe zum Basketball entdeckt hat, hat zur neuen Saison den Trainerposten beim JBBL-Team der Crailsheim Merlins übernommen. Die Familie rückt zusammen. Sowohl die echte als auch die neue: die Iserlohn Kangaroos.